OP und Spritzen #11

Sonntag, 10. Dezember 2017

Dienstag, 14.11.
Heute war ich beim Amt, denn mein Gutachten vom medizinischen Dienst war da und ja ich kann nicht mehr als Einzelhandskauffrau arbeiten. Nun geht das alles an das zuständige Rehateam und dann wird mal geschaut, wie man mich wieder ins Arbeitsleben bekommt bzw. welche Umschulung oder Ausbildung Sinn ergibt um mich wieder unabhängig zu machen.

Mittwoch, 15.11.
Seit dem letzten Mal bin ich ja etwas unsicherer, was die Spritzen angeht und natrülich war es auch heute wieder komisch. Die blinden Minuten kannte ich ja schon, diesmal aber begleitet von einer richtig schönen heftigen Migräneattacke danach mit Blitzen und Flimmern und aaaaah ... Nach etwa zwanzig Minuten war alles wieder vorbei, aber nein, das muss echt nicht sein! 

Donnerst, 16.11.
Die zweite Spritze heute war wieder kein Problem, der Arzt macht es einfach so viel besser als die Ärztin.
Was allerdings auch nicht so schön ist, dass die Klinik so viele Patienten wie vorher nie einbestellt, alles ist voll, überlaufen und die Mitarbeiter (verständlicherweise) genervt und dann meckern die Patienten noch ungeduldig rum, das war vorher schon irgendwie besser ... 

Montag, 20.11.
Den Augenarzt am Freitag habe ich auch überlebt, muss aber diese Woche nochmal hin, weil mein Augendruck rechts zu hoch war ... dazu hat mich eine richtig schöne Grippe erwischt und quäle mich mit Halsschmerzen, Kopfschmerzen und laufender Nase durch den Tag, yippie!  

Sonntag, 03.12.
Über ein Jahr ist es nun her, dass ich diese Diagnose bekam und jeden Tag lebe ich mit der Angst blind zu werden. Ich habe Angst, andauernd und doch versuche ich irgendwie das beste daraus zu machen! Ich habe Angst, so viel zu verpassen, viel zu schnell aufzugeben, zu wenig auszuprobieren, weil was bringt es mir jetzt noch mit etwas anzufangen, wenn ich es bald eh nicht mehr tun kann? Aber sollte ich nicht genau diese Zeit nutzen? Ja!
Wenn es mir richtig dreckig geht, dann fällt mir jemand aus meiner Zeit in der Radiologie wieder ein. Ein junger Patient, einundzwanzig Jahre alt, voller Hoffnungen, Träume und Pläne. Er kam zum Routinecheck, weil er immer ein wenig kurzatmig war und nachdem wir ihn durchs CT geschoben hatte, zerbrach alles. Seine Lunge war voller Metastasen, er hatte vielleicht noch ein Jahr zu leben. Wir sollten jeden Tag leben, es kann immer der letzte sein. Egal, ob es so schleichend wie bei mir ist oder plötzlich, am Ende haben wir nur diese Zeit, die uns jeden Tag geschenkt wird!  

6 Kommentare:

  1. Liebe Vivka,

    ich habe gerade Tränen in den Augen. Ist es jetzt schon so schlimm geworden, dass Du nicht mehr arbeiten kannst? Es tut mir so unglaublich leid. Wie viel siehst Du im Moment?

    Ja, wir sollten jeden Tag nutzen. Ich habe das leider schon früh gelernt, als meine Schulfreudin mit 21 starb.
    Vor drei Jahren starb eine andere Freundin mit 54. Scheinbar kerngesund, abends ins Bett gegangen, morgens nicht mehr aufgewacht.

    Das Leben ist leider nie so, wie man sich das in seiner Jugend erträumt, aber ich denke auch, man muss das beste aus allem machen. Ich habe mich oft in meinem Leben gefragt: Wenn ich jetzt sterben würde, könnte ich dann sagen, ich hatte ein glückliches Leben?
    Van Gogh hat sinngemäß mal gesagt: Auch wenn ich viele traurige Tage in meinem Leben hatte, möchte ich doch nicht, dass man sagt, mein Leben war unglücklich.
    Dieser Satz hat mir sehr imponiert. Ja, auch wenn es Dir dreckig geht, heißt das nicht, dass Dein Leben unter Strich unglücklich sein muss.

    Auch wenn Du irgendwann blind sein solltest, wird Dein Leben weiter gehen. Natürlich ist es jetzt noch unvorstellbar und du denkst vermutlich: Die hat gut reden.
    Ich würde mal sagen, die Diagnose ist ja auch noch recht frisch. Da ist es klar, dass die Gefühle hoch und runter wirbeln.

    Aber auch mit einem Handicap kann man ein erfülltes Leben führen.
    Fühl Dich lieb umarmt, wenn Du magst.
    Petrissa

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    1. Danke dir!

      Zumindest nicht als Einzelhandelskauffrau! Momentan sehe ich um die 30% und morgen habe ich den nächsten Termin beim Amt, das erste Mal beim Rehateam, mal sehen was dabei raus kommt ^^"

      Ja das Leben ist nie fair. Einen sehr wichtigen Freund habe ich damals bei einem Motorradunfall verloren, meine Oma ist mit Mitte 60 einfach tot umgekippt, es gibt nie eine Garantie, das wir lange und gut leben!

      Und mein Leben ist mit Sicherheit nicht unglücklich, dafür sorge ich schon <3
      Aber manchmal gibt es diese Löcher, dann bin auch ich machtlos und verfalle mal meinen Gedanken ... aber bisher gings ja auch immer wieder raus!

      Ja auch blind gehts weiter, anders, aber es geht! Nur wird das ne harte Umstellung und manchen Leidenschaften muss ich dann wohl leider Lebewohl sagen, aber noch ist ja nicht so weit ...

      Vielen lieben Dank *reknuddel*

      Vivka

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    2. Liebe Vivka,

      tut mir leid, dass ich erst jetzt antworte!
      Ich wollte nämlich nochmal betonen, dass ich Dichs chon sehr gut verstehen kann. Ich bin ein absolut visueller Mensch und schon als Jugendliche dachte ich, das schlimmste wäre blind zu sein.

      Ich habe an dem Tag nur so viel Hoffnungslosigkeit aus dem Text gelesen (heute merkwürdigerweiße nicht...), dass ich dachte, ich muss was Positives dagegen setzen.

      Das Du da immer wieder Löcher hast, verstehe ich!

      Was ich an dem Abend noch dachte, unsere Welt entwickelt sich technisch ja rasend weiter. Und das kann auch in dieser Hinsicht ein Vorteil sein.
      Ich habe vor einigen Jahren in einem Forum jemand kennen gelernt, die fast nichts mehr gesehen hat, aber irgendwie ein Programm hatte, dass für sie vorgelesen hat.Ich kann mir vorstellen, dass es technisch auch bald möglich sein wird (wenn es nicht sogar schon so ist), dass man dem PC diktieren kann, was man schreiben will.
      Klar bräuchte man dann fürs Design noch Hilfe.
      Was mir gerade noch einfällt, kannst Du denn ohne Hinsehen tippen? Wenn nicht, kannst Du es Dir vielleicht jetzt aneignen. Und mit so einem Programm, was Dir vorliest, was da geschrieben steht, könntest Du weiterhin schreiben.

      Wie war es beim Rehateam?

      Sei lieb gedrückt
      Petrissa

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    3. Alles gut =)

      Es ist definitiv immer wieder schwierig, aber am Ende versuche ich die Zeit zu nutzen, die ich habe und solange ich sie habe, irgendwann werde ich mir sonst wünschen, die Zeit nur besser genutzt zu haben, daher ... leben =)

      Nein kann ich nicht (mehr) wirklich gut, ich habe zB auch überlegt, jetzt von die Brailleschrift zu lernen, damit mir das später vlt leichter fällt, gerade auch beim Tippen ;)

      Der Termin wurde abgesagt, ich war ja pünktlich um acht da und dann hieß es, neee die Kollegin ist krank, fällt heute aus ... bisher habe ich kein Ersatztermin -.-

      Liebste Grüße und reknuddel

      Vivka

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  2. Liebe Vivka,
    ich wünsche dir so so so sehr, dass sich die Erblindung noch lange hinauszögern lässt. Ein bisschen kenne ich die Angst, weil ich ein erhöhtes Risiko trage, dass sich meine Netzhaut irgendwann ablöst. Da wird jeder anstehende Augenarztbesuch zur Zitterpartie. Aber bei mir ist es, trotz ein paar Löchern die bereits gelasert werden mussten, noch nicht direkt akut. Da ich die Angst aber kenne, und die sie begleitenden Gedanken, drücke ich dir umso fester die Daumen.

    Ach, es ist so verdammt schwer in solchen Situationen die richtigen Worte zu finden. Ich wünsche dir einfach ganz viel Glück in diesem Unglück. :-(

    Liebe Grüße,
    Sam

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    1. Danke dir <3

      Na das ist aber auch eine sehr unschöne Diagnose, ich drücke dir ebenfalls die Daumen, dass es niemals oder erst in hunderten Jahren geschieht!

      Machen wir den Club der halbblinden Blogger und Autoren auf ^^"

      Liebste Grüße und vielen Dank für deine Worte <3

      Vivka

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