Tschernobyl: Die Tage danach

Mittwoch, 28. April 2021

Screenshot aus dem Spiel "Chernobylite" von Farm 51
Herzlich Willkommen am dritten Tag zu meiner Themenwoche rund um die Atomkatastrophe in Tschnerobyl 1986. Der ein oder andere, der mich schon etwas länger verfolgt oder mich etwas besser kennt, wird wissen, dass ich mich sehr für dieses Thema interessiere und mich seit Jahren damit beschäftige. Daher wollte ich euch mitnehmen, mit mir eine Reise anzutreten und diese Woche ein wenig mehr die Welt von Pripjat zu betreten und vielleicht auch euer Interesse daran zu erwecken!
 
Themen:
 
Die Katastrophe war also passiert. Der Super-GAU eingetroffen. Doch was danach geschah, war bald noch unfassbarer als die Katastrophe selbst, denn es geschah ... erstmal nichts. Es brauchte 72 Stunden, bist die Bevölkerung von Prypjat evakuiert wurde. Deutlich länger für die direkte Umgebung. Und auch wenn die Regierungen überall dies verneinten, so zog die giftige Wolke über deutlich mehr Gebiete, als zunächst bekannt war. So viele Versäumnisse und das Schlimme? Heute wäre es nicht anders ... niemand hat daraus gelernt. Aus der bisher schlimmsten Katastrophe in einem Atomkraftwerk wie es heute immer noch zu Hauf gibt.

Doch beginnen wir weiter vorne ... 

Am Sonntag wurden die Blöcke 1 und 2 abgeschalten und begonnen, den Reaktor von Block 4 mit Materialien zuzuschütten, die den brennenden Graphit im Reaktorkern bedecken und somit die Strahlung verringern sollte. Auch hier könnte ich sehr viel mehr ins chemische Detail gehen, aber lassen wir das, wichtig ist, es wurden durch den Brand und die Spaltung von radioaktiven Material Strahlung freigesetzt und in die Atmosphäre entlassen, die mit der Zuschüttung und Abdeckung verhindert werden sollte. Auch am Sonntag begann die Evakuierung von ca. 48.000 Einwohner in Prypjat, viel zu spät. Mit Bussen wurden die Menschen weggebracht, für eine Evakuierung, die etwa 48 Stunden dauern sollte. Wir wissen - sie endete nie. 

Am Montag wurde in Schweden erstmals aufgrund erhöhter Radioaktivitätsmessung der Verdacht laut, dass in der Sowjetunion etwas passiert sein musste. Diese hatte zunächst eine Nachrichtensperre eingerichtet und erstmals an diesem Tag wurde von einem Unfall im Kernkraftwerk Tschernobyl berichtet. Sogar erst am Dienstag wurde erstmals von einer Katastrophe berichtet und von zwei Todesopfern. Danach begann die internationale Presse mehr und mehr Interesse zu wecken und die Sowjetunion unter Druck zu setzen. 

Die Evakuierung an sich begann nicht nur viel zu spät, sie war auch viel zu klein. War am Anfang nur Prypjat evakuiert worden, so wurde der Radius am 3. Mai auf 10km um den Reaktor ausgeweitet, am folgenden Tag auf 30km. Es sollten in den folgenden Jahren noch weitere Bereiche folgen, mittlerweile liegt die Sperrzone bei 37km rund um das Atomkraftwerk.

Die Reaktion auf die Katastrophe war schleppend, teilweise falsch informiert und von Unglaube geprägt. Man wollte nicht glauben, was passiert war und so sah teilweise auch die Maßnahmen aus. Menschen haben sich ohne Schutz in die Gefahrenzone begeben. Alle Feuerwehrmänner, die an diesem Tag versuchten, den Brand zu löschen, starben binnen weniger Wochen. 

Die Menschen wurde einfach nur aufgefordert in ihren Häusen zu bleiben, die verteilten Jodtabletten zu nehmen und die Fenster zu verschließen. Auch begann man viel zu spät mit den Maßnahmen, den beschädigten Reakorblock zu kühlen und weitere Schäden zu vermeiden, die zahlreich vertreten waren, auch hier möchte ich nicht zu tief gehen, ihr könnt vieles davon in meinen gestern vorgestellten Büchern nachlesen und in meinen morgen folgenden Film- und Serientipps.

Mit am Schlimmsten traf es die sogenannten Liquidatoren, Menschen, die versuchten das verseuchte Gebiet zu räumen, dekontaminieren und zu säubern. Diese Menschen waren immer nur für kurze Zeit, aber unter lebensgefährlichen Bedingungen im Einsaz. Viele davon sollten die nächste Zeit nicht überleben.
 
Generell ist die Katastrophe bis heute nicht verarbeitet. Auch wenn mittlerweile Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen worden sind und viele Fragen geklärt wurden, so leiden die Menschen immer noch unter den Nachwirkungen. Es wird von einer mind. 30 mal erhöhten Krebsrate gesprochen, die sich vor allem im Bereich der Schilddrüse bewegt. Es gibt keine genauen Zahlen, wie viele Menschen wirklich an den Folgen der Katastrophe bis heute gestorben sind, da die meisten Akten und Berichte nach wie vor unter Verschluss gehalten werden.
 
Auch wenn so viele verschiedene Faktoren erst zum Unfall und dann zu Misshandhabung des Ganzen führte, wird man viele Fragen auch 35 Jahre nach dem Unglück nicht mehr klären können. Menschen, die gestorben sind. Menschen, die bis heute Gene vererben, die durch die Strahlung geschädigt sind. Menschen, die ihre Heimat verloren haben. Menschen, die ihre Zukunft verloren haben. Menschen, die ihre Familien und Liebsten verloren haben. Die nie wieder nach Hause zurückkehren werden und vollkommen entwurzelt sind. Einige sind trotz aller Verbote zurückgekehrt und leben noch heute in den Sperrzonen und werden von den Soldaten geduldet. Meist, weil es hauptsächlich die Alten sind, die sich nirgendwo anpassen konnte. Die Katastrophe mag 35 Jahre her sein, doch sie begleietet uns bis heute und Tschernobyl wird noch für sehr lange Zeit unfassbar gefährlich für den Menschen bleiben. Während die Natur sich bereits wieder entfaltet. Doch dazu am Freitag mehr.

2 Kommentare:

  1. Hallo Vivka,

    ja, irgendwie hat sich auch im Westen keiner dafür interessiert und auch bei uns hieß es nur ...bitte keine Pilze sammeln aus dem Wald und essen!

    Keine Journalisten sind nach Russland oder zumindest an die Grenze gefahren für eine Story so wie heute üblich...

    So gab es wenig Informationen oder auch Hilfe ....jeder war der Meinung....ist weit weg...betrifft uns nicht....

    Irgendwann gab es doch Info und irgendwann begriff jeder da ist was ganz schlimmes passiert....

    LG...Karin..

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    1. Ja, es ist damals wie heute, nur keine Unsicherheit eingestehen und zugeben, dass man keine Ahnung hat, was passiert oder wissen, dass was Schlimmes passiert und nur nicht drüber reden ... scheint sich nicht zu ändern!

      Und ist ja weit weg (haha), der Radioaktivität war das mal gepflegt egal!

      Flauschige Grüße
      Vivka

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