Pride Month und ich

Sonntag, 5. Juni 2022

Pride Month, wer hätte gedacht, dass ich jemals etwas darüber schreiben würde, aber vielleicht wird es Zeit, weil die Welt eben immer noch nicht offen genug ist. Weil in so vielen Ländern der Welt die Bedingungen statt besser schlechter werden. Menschen immer noch zum Tode verurteilt werden, weil sie nicht in die "Norm" passen. Und ich bin einer davon. Vielleicht nicht so auffällig, aber nichtsdestotrotz gehöre ich dazu. Warum? Weil ich bi- und asexuell bin.

Und zur Bisexualität möchte ich gar nicht so viel schreiben. Ich mag Männer und Frauen. Keine große Sache. Ich war immer nur mit Männern zusammen, das ja, aber es passte eben immer. Dennoch stehe ich auch auf Frauen. Ist wie es ist und der*nie nächste Partner*in wird was es eben wird. Wohin mich das Herz zieht, wenn es mich denn zieht.

Der Part Asexualität ist etwas schwieriger. Und macht es mir oft sehr viel schwerer. Denn für viele Menschen ist Sex ein sehr wichtiger Part in der Beziehungen. Einen Part, den ich eben nicht nachvollziehen kann. Ich verstehe das Konzept Sex. Es gibt sogar Situationen, die mich erregen, aber ich mag Sex nicht. Ich kann es einfach nicht. Ich will es einfach nicht. Und das ist meist ein Problem. Früher vor allem, da ich nicht wusste, dass es Asexualität gibt oder ich tatsächlich asexuell bin. Ich meine ... wieso sollte ich? Bin ich nicht normal? Alle mögen Sex, ich muss das auch mögen. Internet war damals noch nicht so ausgeprägt wie heute, erinnert euch, ich bin auch schon 31 Jahre alt! Ich hatte also niemanden, von dem ich wusste, das ist normal! Heute ist das anders. Schaut einmal bei Twitter, Insta oder sonst wo rein, man wird quasi erschlagen. Aber in guter Weise, denn nur wenn wir drüber reden, können wir Aufmerksamkeit und im besten Fall Toleranz und Akzeptanz erreichen!

Zurück zu mir. Ich bin asexuell. Und es gibt sehr viele verschiedene Arten und Ausprägungen. Ich bin eher einer der stärken. Ich mag kein Sex, ich will kein Sex, auch nicht für meine*n Partner*in! Und da fangen meine Ängste an. Wer sollte mich je wollen? Mental kaputt! Physisch kaputt! Vielleicht (wahrscheinlich) irgendwann blind! Mag keinen Sex! Wer zur Hölle sollte mich wollen? Mich lieben? Kann ich überhaupt lieben oder rede ich mir das ein? Bin ich vielleicht nicht nur Asexuell sondern auch Aromantisch? Wer weiß ... Schweife ich ab? Vielleicht!

Ich denke, Asexualität ist ein großes Fragezeichen für viele. Für mich auch, aber ich bin eben so. Ich hab mich früher als Jugendliche durchaus überreden lassen, Sex zu haben und ich habe es nie genossen. Es war für mich immer nichtssagend bis schrecklich. Und nein, das lag nicht an meinen Partnern. Es lag an mir. Und heute weiß ich das. Damals nicht. Habe ich dennoch ewig nicht drüber gesprochen? Ja! Warum? Weil ich in einer Partnerschaft war und ich wollte nicht, dass das nach außen dringt! Warum? Keine Ahnung. Es war einfach so. Nach der Trennung habe ich angefangen darüber zu reden, vor allem da der zweite Internationale Asexullen Tag kurz danach war. Vielleicht bin ich mutiger geworden, vielleicht ist es mir auch einfach egal, vielleicht es mir auch wichtig, darüber zu reden und anderen Menschen Mut zu geben! Ihr seid nicht seltsam! Nur normal!

Und falls ihr Fragen zu dem Thema habt, dann lasst sie gerne hier, ich werde sie nach besten Möglichkeiten beantworten, aber kann immer nur meine persönliche Erfahrung wiedergeben, ich spreche nicht für die Allgemeinheit der asexuellen Menschen! Aber es ist ein erster Schritt und vielleicht gebe ich auch nur einem Menschen heute den Mut etwas mehr zu verstehen oder mutiger zu sein! Seid immer ihr selbst! Es gibt Menschen da draußen, die fühlen ähnlich! Niemand ist alleine!

10 Kommentare:

  1. Hi Vivka,

    vielen Dank für deine Offenheit <3
    Für eine "Allgemeinheit" kann man nie sprechen - denke ich. Denn ich z. B. mag Sex und wenn mir jemand darüber Fragen stellen würde, könnte ich ja auch nur über mich sprechen - meine Antworten würden alle anderen Menschen die "ähnlich" sind wie ich vielleicht ganz anders sehen ;) Schwer grade auszudrücken, aber du weißt sicher, was ich meine....

    Begriffe für etwas zu finden ist zum einen wichtig, zum anderen schränken sie aber auch ein. Denn niemand ist gleich und auch wenn Ähnlichkeiten bestehen, fühlt, reagiert und denkt jeder trotzdem immer anders.

    Ich denke, dass mehr Menschen mit sich zu kämpfen haben als man annimmt. Ich würde sogar sagen ich kenne niemanden, bei dem es nicht so ist. Natürlich der eine mehr, der andere weniger.
    Das soll kein Vergleich sein oder so, nur eine Tatsache, grade weil du am Ende schreibst: niemand ist allein. Jeder hat sein Päckchen zu tragen, jeder hat seine Probleme und für viele ist es schwer ... deshalb sollte man immer offen sein, zuhören, Verständnis zeigen, egal um was es geht. Das fehlt mir immer wieder, dieses Mitfühlen und die Erkenntnis, dass jeder das Recht hat so zu fühlen wie er es eben tut. Man selbst erwartet es ja auch.

    Alles Liebe, Aleshanee

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    1. Immer gerne, nur wenn man drüber redet, kann man für etwas ein Bewusstsein schaffe und vor allem Tabus in der Öffentlichkeit brechen!

      Und Begriffe finden... klar, können sie einschränken, aber ich denke, den meisten Menschen helfen sie eher. Viele brauchen Klarheit und Struktur und eine Möglichkeit sich zu definieren. Natürlich niemals alle, aber vielen hilft es!

      Am Ende ist jeder Mensch anders und muss seinen eigenen Weg finden, aber ich denke, offen sprechen hilft mehr Menschen als das es jemanden schadet, also werde ich weiterhin über solche Themen sprechen. Depressionen, Social Anxiety, Asexualität! Ich bekomme viel Feedback, das es anderen hilft, also werde ich da auch weiter machen!

      Flauschige Grüße.
      Vivka

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    2. Natürlich hilft es offen darüber zu sprechen und das finde ich auch ganz wichtig und mutig! Gerade weil einem so oft Unverständnis entgegenschlägt

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  2. Liebe Vivka,

    ich finde es toll, dass du dich jetzt traust, darüber zu schreiben/reden! Die eigene sexuelle Orientierung sollte kein Tabu-Thema sein. Und nur wenn endlich in den Köpfen der Menschen ankommt, dass es mehr gibt, als die "Norm" und das alles vollkommen okay ist, kann sich etwas in der Gesellschaft ändern.

    Wobei ich selbst da vllt auch kein gutes Beispiel bin. Ich bin in einer heterosexuellen Beziehung und habe nicht vor, das zu ändern. Daher sehe ich keinen Anlass, anderen Menschen zu erzählen, dass ich bisexuell bin. Da geht es mir vllt ähnlich wie dir in deiner Beziehung. Wozu ein "Fass" aufmachen (was es für viele Menschen ja leider noch ist)?
    (Und Sex wird meiner Meinung nach eh überbewertet. Ich hatte jetzt trotz Beziehung fast ein Jahr keinen Sex (was zwar auch etwas an der Schwangerschaft lag, aber egal) und vermisse es nicht. Und es ist hier auch kein Konfliktthema. Sollten vllt mehr Menschen etwas lockerer mit umgehen.)

    Liebe Grüße
    Alica

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    1. Danke dir <3

      Ich glaube, es war vorher auch nicht wirklich ein nicht trauen, eher son, ich bin in ner Beziehung und warum drüber reden? Keine Ahnung ^^

      Und ich bin da ganz bei dir, wenn niemand drüber spricht, wie soll es überhaupt je in der Gesellschaft und den Köpfen ankommen? Also warum nicht einfach anfangen? =)

      Verstehe ich! Aber hey, man muss ja auch nicht auf jeden zuspringen und gleich bei der Begrüßung raushauen wie man sexuell steht. Wenn es also keinen Anlass gibt, würde ich es auch nicht tun!

      Und ich glaube, das größte Problem ist halt, dass in den Medien Sex als so übermächtig dargestellt wird. Du hast keinen Sex? Deine Beziehung ist kaputt etc. Das Thema wird einfach aufgebauscht und suggeriert bereits jungen Menschen ein "falsches" Bild von dem was "normal" ist und was nicht.

      Flauschige Grüße
      Vivka

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  3. Hallo liebe Vivka,

    ich finde, du sprichst hier ein sehr wichtiges Thema an. Ich bin ja nun auch schon ein wenig älter und kann mich daher gut in die Zeit hineinfühlen, in der Informationen nicht so einfach zugänglich waren, wie es heute vielleicht möglich ist.

    Dass es mittlerweile einige Bücher, Foren, Plattformen und auch Filme gibt, die sich mit dem Thema Sexualität auseinandersetzen, finde ich sehr begrüßenswert. Sei es um den Erfahrungshorizont zu erweitern und Toleranz zu schaffen oder auch das eigene Empfinden besser einordnen zu können.

    Ein ganz wundervolle Verfilmung zum Thema Sexualität, stellt meiner Meinung nach auch Heartbreaker dar. Hier wird gezeigt, wie kleine unüberdachte Aussagen, Mimiken und Gesten verletztend oder auch aufmunternd wirken können.

    Auch, wenn in der heutigen Zeit schon viel mehr Toleranz gezeigt wird, so finde ich, kann man in dieser Hinsicht nie genug Aufklärung schaffen und Informationen vermitteln. Neben der Sexualität gibt es auch so viele andere Situationen/Begebenheiten, in denen Menschen als Außenseiter behandelt werden. Ich würde mir hier viel mehr Offenheit wünschen.

    Liebe Grüße
    Tanja

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    1. Danke schön <3

      Und ja, es ist heute definitiv einfacher (teilweise aber auch schwieriger, da Falschinformation) an Informationen zu kommen und sich selbst besser zu verstehen. Manchmal wünschte ich, ich hätte das früher gekonnt. Aber ich mag es, dass mehr und mehr auf den Markt kommt und Leute sich selbst verstehen lässt, oder eben auch "nur" den Horizont erweitern lässt!

      Heartbreaker muss ich noch gucken, habe es nur auf der Lesewunschliste, muss mal gucken, in welcher Reihenfolge ich das genieße =)

      Mehr Offenheit und dann auch Toleranz wäre sehr wünschenswert, leider habe ich das Gefühl, dass vieles eher rückläufig ist in unserer Zeit (Todesstrafen für homosexuelle etc), aber ich hoffe immer noch das Beste!

      Flauschige Grüße
      Vivka

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  4. Hallo liebe Vivka,

    wow, vielen Dank für deine Offenheit. Ich finde gerade das ist ein ganz großer Schritt. Überhaupt öffentlich und zu sagen, wie es ist. Das bedeutet sehr viel Mut, weil man nicht der "Norm" entspricht. Ich hasse im Übrigen dieses Wort sehr. Die Norm ist etwas, was sich irgendwelche Menschen ausgedacht haben, damit alles einfach und gleich ist. Bloß nicht auffallen. Mich ärgert sowas! Jeder Mensch ist anders und das darf er auch zeigen und ausleben.

    Ich finde das Sex immer sehr überbewertet wird. Es ist eine ganz normale Sache, die einen haben das mehr, andere weniger und wieder andere gar nicht. Das ist absolut okay und keine Sache für die man sich "schämen" sollte. :)

    Fühl dich gedrückt

    Steffi

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  5. Danke schön <3 Und ja, ich denke, es können sich nur Dinge verändern, wenn wir drüber sprechen, also warum nicht einfach anfangen? Ich kann damit umgehen, auch gegen evtl Anfeindungen etc, also mache ich das, auch für die, die sich nicht trauen!

    Haha ja "Norm" ist toll, oder? Als wäre nicht jeder Mensch ein Kunstwerk für sich! Wir sind so verschieden, wieso sollte das nicht auch auf Identität und Sexualität zutreffen? Und Sex generell wird immer sehr überwichtig in den Medien dargestellt, man wird damit überhäuft wie es zu sein hat und wie nicht und ich glaube, gerade junge Menschen sind damit oft sehr überfordert ...

    Danke dir, ich drück zurück mit flauschigen Grüßen <3

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