Leben, wir müssen reden

Dienstag, 30. Juli 2019

Kennt ihr diese Tage, an denen gefühlt überhaupt nichts mehr geht? So fühle ich mich mittlerweile eher seit Monaten. Ich schleppe mich so durch das Leben. Ich stehe auf, fahre zur Arbeit, arbeite, fahre nach Hause, esse was, geh duschen und wieder schlafen. Mein Wochenende reicht kaum noch um meine Kräfte zu regenieren. Und das schlimme daran ist, ich weiß, dass es so nicht weiter gehen kann, aber ich habe Angst, etwas zu verändern.

Etwas zu verändern ist schwierig und vielleicht würde es mir nicht so schwerfallen, wenn ich nicht ständig zweifeln würde. Vor allem an mir. Ich habe mein Selbstvertrauen irgendwo abgegeben und es leider nie mehr abgeholt, zumindest ist das mein Gefühl. Aber ich zweifel an mir. An meinem Können. An meiner Zukunft. An mir selbst. Und ich weiß, dass meine jetzige Arbeitsstelle viel dafür getan hat, mich genau so zu fühlen. Vor allem aber macht mich die Furcht mit den Augen fertig, und die immer wieder kehrenden Zweifeln und Fragen, wofür mir jetzt etwas aufbauen, wenn ich es doch irgendwann bald wieder verlieren könnte.

Die andere Frage ist jedoch... Warum nicht? Ist denn die Zukunft jemals gewiss? Nein. Auch ein absolut und völlig gesunder Menschen kann einem Tag auf den anderen aus dem Leben verschwinden und ich weiß leider wovon ich rede. Warum also zweifeln wir alle so viel? Wovor haben wir Angst? Warum leben wir nicht?

Nun, zum einen ist da die Gesellschaft, und das ist mein Knackpunkt. Ich bin hypersensibel. Ich nehme so viele Schwingen und Gefühle wahr, dass es mich oft einfach erdrückt. Früher konnte ich damit noch weniger umgehen als heute und dennoch fällt es mir immer wieder schwer, wahre Gefühle von denen der Hypersensibilität zu trennen. Und es macht es mir im Job nicht einfacher. Wenn sich Kollegen seltsam (für mich) benehmen oder mit einem cholerischen, arbeitssüchtigen Vorgesetzter, der nie Lob ausspricht und einem ständig nur schlechtes einredet. Das ist Gift für einen Menschen wie mich, denn ich brauche Harmonie und Zufriedenheit um  nicht unterzugehen. Vor allem, da ich diesen Job eh schon nicht gerne mache, weil es einfach nicht zu mir passt ...

Aber ich habe Angst, was passiert, wenn ich nicht mehr in die Gesellschaft passe. Meine Augen sind ein großer Schwachpunkt, meine Hypersensibilät ebenfalls. Ich bin gesundheitlich nicht mehr in der Lage, alles zu machen, was ich machen möchte, aber wenn wir ehrlich sind, wusste ich noch nie, was ich wirklich gerne machen wollen würde. Aber nun stecke ich in dieser Umschulung und weiß erst recht nicht. Vielleicht ist die Arbeit im Büro auch gar nicht so schlecht, dort wo ich bin ist sie es allerdings. Und eigentlich bin ich ein Mensch, der aktiv sein muss, rumlaufen kann und nicht den ganzen Tag auf einem Stuhl hockt. Und auf einen Bildschirm starrt. Ist ja toll, dass alle, die etwas mit den Augen haben, zu einem Bürojob umgeschult werden, aber ähm, nein! Und das pendeln, ich brauche pro Strecke um die zwei Stunden und ich gehe daran ein. Aber ... ich muss Geld verdienen. Dazu gehören. Leben können. Die Angst, vorm Abbrechen ist da, aber noch mehr vor der Frage, was dann? Ich habe keine Idee und das ist daran wohl das Schlimmste.

Dazu natürlich generell die Situation mit den Augen. Ich war gestern wieder zur Kontrolle, das Ödem in beiden Augen ist weniger geworden, aber links liegt es direkt vor dem Punkt des schärfsten Sehens. Sollte irgendwann beide Augen ohne Ödem sein, wäre das ein Traum, ich kann dadurch immer noch mehr als beschissen sehen, aber ich müsste vielleicht nicht mehr jeden Monat zum Spritzen und das würde auch privat und vor allem beruflich so einiges entspannen.

Aber da stehen wir wieder an meinem Problem. Ich muss etwas verändern. Raus aus diesem Job und vor allem aus dieser Firma. Etwas finden, was ich mit meinen Augen machen kann, was mir Spaß macht und einen angenehmen Arbeitsplatz finden. Wenn es halt nur immer so einfach wäre ...

... aber auch wenn mir manchmal die Dunkelheit den Atem raubt, aufgegeben gibt es nicht und vielleicht tut sich eine Chance auf, wenn ich am wenigsten damit rechne. Weiterkämpfen und weitermachen. Schritt für Schritt. Der Veränderung entgegen.

10 Kommentare:

  1. Hallo liebe Vivka,

    es ist beeindruckend, wie ehrlich du über deine aktuellen Gefühle sprichst, und es tut mir leid, dass dich momentan so viele bedrückt. Ich wünsche dir, dass es sich zu besserem wendet und verändert, dass du wieder mehr Selbstvertrauen sammelst, mehr Energie. Ich kann verstehen, dass du Angst vor Veränderungen hast, aber manchmal muss man etwas verändern, damit es besser wird.

    Ich wünsche dir auf jeden Fall alles Gute! ♥
    Deine Dana

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    1. Vielen Dank <3

      Jap, ich glaube, das ist die Angst der meisten Menschen - Veränderung. Aber manchmal muss man es einfach wagen ... und irgendwie wird es auch schon, wie immer, einfach Schritt für Schritt weiter!

      Sommerliche Grüße
      Vivka

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  2. Hey Vivka,

    wow, das ist wirklich beeindruckend wie brutal ehrlich du deine Situation schilderst. Hut ab für so viel Mut! Ich kann deine Angst vor Veränderungen gut nachvollziehen, da ich selbst auch damit zu kämpfen habe. Ich glaube, tief in dir drin weißt du bereits, dass du die Veränderung wagen musst, wenn du willst, dass es dir wieder besser geht. Deine Jobsituation scheint ja wirklich besch…eiden zu sein. :( Ich hoffe sehr, dass du den Mut findest, dich aus dieser schlimmen Lage zu befreien und dadurch auch dein Selbstbewusstsein wiedererlangst.

    Ich schicke dir eine ganz liebe virtuelle Umarmung rüber und wünsche dir viel Kraft für deinen weiteren Weg.

    Alles Liebe,
    deine Myna

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    1. Danke, ich habe tatsächlich nur niedergeschrieben, was mich beschäftigt und empfinde es auch gar nicht als so mutig, wobei ich weiß, was du meinst (erinnert sich an eine Hassmail, die ich mal bekommen habe), egal, vlt ist es doch mutig ^^"

      Danke dir! Ja, wenn ich noch wüsste, wie und was, aber auch das wird wohl mit der Zeit kommen! Wenn ich eben nur nicht aufgebe und das ... na ja ... wird nicht so schnell passieren!

      Sommerliche Grüße
      Vivka

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  3. Hi Vivka,

    auf deine offenen Worte würde ich dir sehr gerne etwas schreiben, was dich aufbaut, aber so richtig weiß ich auch nicht, was das sein könnte ...
    Es ist sehr traurig, dass es dir so schlecht geht und ich hoffe sehr, dass du den Mut zur Veränderung findest. Stabilität ist gut, um einen Halt zu finden, aber um deinen Weg zu gehen, braucht es Veränderung - und die Zukunft? Die ist für uns alle ungewiss. Wie du selber schon sagst.

    Mir hilft es sehr, im Moment zu leben. Natürlich denke ich immer noch an die Zukunft, aber sie wirkt nicht mehr so beängstigend auf mich. Sie wird kommen, so wie sie ist und was ich ändern oder bewirken kann ist der Moment, das Jetzt und das tue ich auch :)
    Zu viele Gedanken und zu viel Grübeln müssen nicht sein. Klar kann man das nicht einfach abstellen und das kommt einfach - aber man kann versuchen immer wieder etwas auszubrechen, positive Momente finden und die ganz fest in seinem Herzen halten.

    Hör auf dein Herz oder dein Bauchgefühl und entscheide dich so wie du denkst, dass es gut für dich ist. <3 Fühl dich gedrückt!

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Vielen Dank.

      Wenn ich ehrlich bin, denke ich schon deutlich weniger, aber die Situation mit den Augen macht mir immer wieder Angst, ich hab leider Phasen, in denen diese mit solcher Macht durchdrückt, dass ich dann in diese Nachdenklöcher abstürze und eine Weile brauche, um mich darauf wieder frei zu buddeln.

      Im Endeffekt weiß ich auch, dass ich da weg muss, aber ich brauche eben einfach eine Alternative, denn zu Hause rumsitzen kann ich einfach nicht. Es ist immerhin schon positiv, dass meine Augen nicht leiden bzw. sich verschlechtern, also ein Punkt, der erstmal konstant ist.

      Ja, ich denke, wir sollten alle mehr im Hier und Jetzt leben, auch wenn es manchmal schwer ist, aber niemand weiß, was morgen ist, also, machen wir das beste aus dem heutigen Tag, immer =)

      Sommerliche Grüße
      Vivka

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  4. Huhu Vivka,

    ich hoffe so sehr, dass du bald Besserung findest! Ich war vor 2 Jahren in einer ganz ähnlichen Situation, daher kann ich nachvollziehen, wie du dich fühlst. Eine Arbeitsstelle, die von der Atmosphäre her Gift ist, macht einen so kaputt! Mir ging es damals gesundheitlich auch jeden Monat schlechter. Dazu die Selbstzweifel, weil jeder einem einredet, man müsse das durchstehen und solle sich nicht alles so zu Herzen nehmen. Aber letztendlich ist es DEIN Leben und du allein kannst entscheiden, wie du es leben willst.
    Ich hätte damals auch nie gedacht, dass ich denselben Job in einem anderen Büro mögen könnte. Aber wo ich jetzt arbeite, ist alles so unglaublich entspannt, dass ich gerne hingehe, auch wenn es ein langweiliger Bürojob ist und ich auch lieber in Bewegung wäre.
    Daher kann ich dir nur den Tipp geben, aus dem aktuellen Job rauszukommen und hoffentlich eine bessere Stelle zu finden, in der du erstmal wieder zur Ruhe kommen kannst. Solange du so unter Strom stehst, weil du nicht weiter weißt, ist es auch schwer, eine Lösung zu finden.
    Ich drücke die Daumen, dass es bald bergauf geht!

    Liebe Grüße
    Alica

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    1. Vielen Dank <3

      Die Selbstzweifel kommen eher von meiner Vorgesetzten, die mir eben immer nur das Schlechte vorwirft, sogar, wenn ich Sachen gut mache. Letztens hat sie kurz im Lager mit mir geredet und eine Kollegin lobte mich (ich war da nur ne Woche, weil Mitarbeiter fehlten) und sie zog gleich ne miesgelaunte Fresse ... als wäre es etwas schlechtes, jemanden zu loben oO

      Ich denke auch, dass ich den Job machen könnte, wenn ich ein Umfeld habe, wo es mir gut geht ... aber finden ist eben immer so ne Sache. Es muss in der Nähe oder mit den Öffentlichen erreichbar sein (Augen) und sie müssen die Situationen und die Fehltage tolerieren und aaaarrr ...

      Aber irgendwann muss es ja wieder besser werden, zumindest klammere ich mich an diese Vorstellung ^^"

      Sommerliche Grüße
      Vivka

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  5. Meine Liebe, es zerreißt mich immer das Herz, wenn du sowas schreibst. :(

    Ich weiß, dass du es packst. Egal, was du anfängst. Nichts ist ein Schritt zurück, sondern eine Erfahrung, die du machst. Die dich weiterbringt und die dich stärkt. In meinen Augen bist du nämlich ein starker Mensch, so wie du schreibst. Schwächen haben und die Eingestehen, dass können nur die starken Menschen.

    Fühl dich ganz dolle gedrückt! Virtuell vorab und im November dann ganz dolle in Echt. <3

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    1. Naaaw das muss es aber nicht, irgendwo schreibe ich dies auch, um mich mal zu erleichtern, alles rauszulassen und wieder atmen zu können! Es hilft mir irgendwo, auch, um zu zeigen, dass vieles im Leben nicht immer so läuft wie man es gerne hätte, dass man dennoch weiter kommt, irgendwie, vlt hilft es auch anderen sowas zu lesen <3

      Vielen Dank! Ich fühle mich als starker Mensch, nur als Mensch, der eben Schritt für Schritt weiter macht, weil aufgeben eben keine Alternative ist. Aber ich freue mich über deine Worte, sehr <3

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