Rückkehr nach Birkenau / Ginette Kolinka

Dienstag, 21. Januar 2020

#rezensionsexemplar
Inhalt
Im März 1944 wird Ginette Kolinka zusammen mit ihrem Vater, ihrem Bruder und ihrem Neffen von Avignon nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Ginette ist die Einzige, die Monate später nach Paris zurückkehrt. Sie schildert eindringlich, wie sie die Schläge, den Hunger, die Kälte, die Nacktheit, den Hass, das Grauen im Lager überlebt hat. Und sie erzählt, wie notwendig das Festhalten an der Weiblichkeit für sie war. Ein Kleid, das Simone Veil ihr im Lager schenkte, gab ihr Würde und Kraft zum Überleben. Ginette Kolinka hat lange geschwiegen und ihre Geschichte zum ersten Mal erzählt, als Steven Spielberg Zeitzeugen für "Schindlers Liste" suchte. Heute führt sie regelmäßig Schulklassen durch Auschwitz. Sie ist 94 Jahre alt und lebt in Paris.

Meine Meinung
Ein Buch, das verstört, erschreckt, aber gleichzeitig so verdammt wichtig ist. Die Autorin erzählt von ihren Erfahrung in Birkenau, während, davor und danach. Und zwar in einer Dringlichkeit, als würde sie direkt zu dem Leser ins Herz sprechen. Diese Jahre dürfen niemals in Vergessenheit geraten, umso wichtiger, dass die letzten Zeitzeugen ihre Geschichte mit der Welt teilen!

Ginette Kolinka wurde als Jüdin von den Nazis nach Auschwitz-Birkenau deportiert und erzählt in diesem Buch in eindringlichen, kurzen Episoden von dieser Zeit. Sie wirkt dabei gehetzt, was die Eindringlichkeit noch mal bestärkt, den Leser noch mehr erreicht und fassungslos macht. Immer und immer wieder. Ich habe bereits viele Erfahrungsberichte von ehemalig Deportierte gelesen und immer wieder treffen sie mich mitten ins Herz, machen mich fassunglos und ich kann nicht verstehen, wie Menschen diese Zeit zurückhaben wollen. 

Die Sprache ist relativ neutral gehalten und wirkt dadurch umso intensiver, es sind keine großen Gefühle erkennbar und diese Nüchternheit, wow! Zudem sind die Episoden nicht chronologisch sondern fühle sich an, als wären sie ihr eben eingefallen und dementsprechend aneinandergereiht worden. Als würde Ginette Kolinka neben uns sitzen und erzählen. Sie betont auch immer wieder, dass sie sich an bestimmte Dinge nicht mehr erinnern könnte, andere hat sie erst später von anderen oder aus Recherchen erfahren und dennoch kann sie sich noch so viel ins Gedächtnis rufen, oft auch nur kleine Details.

Vieles erscheint dem Leser vielleicht naiv und ja, sie mag naiv gewesen sein, aber waren wir nicht fast alle in der Jugend naiv? Niemand konnte damals wissen, was passierte und was sich als eine der schrecklichsten Episode der Menschheitsgeschichte entpuppen sollte. Ich finde es mutig, dass sich Ginette Kolinka nun zu Wort meldete, Schulklasse durch Auschwitz führt und über die wohl schlimmste Zeit ihres Lebens berichtet, denn eins ist sicher, dies darf niemals in Vergessenheit geraten!

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Rückkehr nach Birkenau / Ginette Kolinka / Aufbau Verlag
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Dieses Buch wurde mir freundlicherweise kostenfrei vom Aufbau Verlag via Netgalley zur Verfügung gestellt, dies beeinflusst in keinster Weise meine Meinung und Bewertung!

2 Kommentare:

  1. Hallo liebe Vivka,

    oh, wow, das klingt nach einer mitnehmenden Lektüre! Ich nehme mir vor, mehr Zeitzeug*innengeschichten zu lesen, auch wenn es keine einfache Lektüre ist - dafür aber eine umso wichtigere.

    Liebe Grüße
    Dana

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    1. Es gibt emotionalere Zeitzeugenberichte, wenn ich ehrlich bin, aber dieses hier ist vom Stil einfach so eigen und anders, dass es wieder sehr eindringlich ist. Und ja, einfach ist es selten, aber so wichtig, vor allem wenn ich sehe, was derzeit wieder in der Politik und der Welt so abgeht =(

      Winterliche Grüße
      Vivka

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